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Unsere Kunst

16 Mär

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Wir bieten eine Kunst ohne Haftung an, wir schreiben unsere Erzählungen auf der öligen, glattglänzenden Spiegelscheibe unserer Kommunikations-Geräte nieder und müssen zusehen, wie sie zu gläsernen Erlebnissen werden, die niemanden zum Abenteuer eines selbstbestimmten Lebens einladen – trotz unserer Belesenheit und unseres Wissens erfahren wir die Welt als unser selbstgemachtes Schicksal, in dem jede Erfahrung in die Satire einer anekdotischen Klage mündet.

Und niemand scheint sich daran zu erinnern, dass die Faszination der Kunst in ihrer paradoxen, illusionistischen Natur liegt – sie steht für etwas anderes, ist aber immer nur sie selbst; ein für alle Zeiten konserviertes Paradoxon; eine Symmetrie tauschende Ornamentik, eine gläserne Scheibe, die das Darstellen mit darstellt, indem sie die Welt spiegelt – was sie ausdrückt, tritt in Erscheinung auf einer sprudelnden Oberfläche bunter, bürgenloser Weltdeutungen.

Die sprudelnde Oberfläche gibt uns jedoch keine Ruhe und scheint erst dann zur Stille finden zu wollen, wenn restlos alle möglichen Puzzlestücke der Wahrnehmung einmal ausprobiert sind.

Vergeblich bemühen sich die Künstler, die Welt auf ihrer schäumenden Oberfläche zu verbessern. Sie wird immer schneller und verändert sich am schönsten immer nur dort, wo sie weder »gedacht« noch gestaltet wird:

Der moderne Künstler nimmt die Welt im cartesianischen Spiegelzimmer ihrer brutalsten Reizneurosen wahr – denn nicht das Publikum oder die Gesellschaft ist der wahre Adressat seiner ›engagierten‹ Aktionskunst, sondern sein eigener, im dampfenden Ideentheater seines Kopfes gefangener, cartesianischer Opportunist.

 

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